Zweiter Platz beim EARTO Innovation Award 2015 für Fraunhofer ISC

Presseinformation /

© Selsam-Geißler, Fraunhofer ISC
ArtCut® - Gerät zur standardisierten Verletzung von Wundmodellen
© K. Dobberke für Fraunhofer ISC
Fluoreszierende Nanopartikel
© K. Dobberke für Fraunhofer ISC

Das „Märkte für übermorgen“-Projekt SkinHeal erreichte den zweiten Platz in der Kategorie »Impact expected« im Wettbewerb um den EARTO-Innovation Award 2015 der European Associaton for Research and Technology Organisations in Brüssel. Das vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC koordinierte Projekt wurde für die innovativen Ansätze zur verbesserten Behandlung chronischer Wunden unter 17 Mitbewerbern, darunter insgesamt fünf aus dem Bereich Gesundheit, ausgezeichnet.

 

Über SkinHeal

Ein Prozent der Europäischen Bevölkerung – also rund 8 Millionen Menschen – leiden unter chronischen Wunden – so die Statistik aus dem Jahr 2009. Ihre Behandlung bindet zwei Prozent des europäischen Gesundheitsbudgets. Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft wird die Behandlung chronischer Wunden eine große Herausforderung für die europäischen Gesundheitssysteme werden. Deshalb sind Lösungen für bezahlbare Diagnostik und Therapie auf diesem Gebiet entscheidend.

Im Projekt SkinHeal erarbeitete ein interdisziplinäres Team aus fünf Fraunhofer-Instituten, koordiniert vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC, vier wegweisende Innovationen für die Therapie chronischer Hauterkrankungen.

Zentrale Aufgabe war die Entwicklung eines In-vitro-Modells für chronische Wunden, das insbesondere diabetische Wundmilieus als Testumgebung bereitstellt. Dieses Modell kann nun genutzt werden, um neue Konzepte für die Wundversorgung zu testen. Essenziell für die zuverlässige Bewertung war, dass mit dem neuen ArtCut® gleichzeitig auch eine Methode für das standardisierte Verletzen des Wundmodells bereitgestellt wurde.

Die zweite Innovation betrifft die Überwachung des Heilungsprozesses anhand charakteristischer Biomarker. Die Integration mikrofluidischer Aktoren und Sensoren in einem Wundverband ermöglicht es, neue vakuumunterstützte Therapien lokal anzuwenden. So kann Wundflüssigkeit entnommen werden, ohne den Verband zu öffnen und die Wundheilung zu stören.

Mit der dritten Innovation – dem Einbringen von immunotoxischen oder anderen aktiven Wirkstoffen in den Wundverband – sollen Wirkstoffe lokal und kontrolliert freigesetzt werden und somit den Heilungsprozess fördern.

Die Überwachung des Heilungsprozesses realer Wunden zukünftig so einfach zu gestalten, dass sie möglichst von zuhause aus durchgeführt werden kann, das ist Ziel der vierten Innovation. Fluoreszierende Nanopartikel, die an spezifische Wund-Biomarker binden, zeigen Heilungsfortschritt oder -stagnation an. Aufgenommen mit einer Smartphone-Anwendung helfen die Daten bei der Diagnose und bei der Festlegung der weiteren Behandlung.

Allein in Deutschland kostet die Behandlung chronischer Wunden jährlich rund acht Milliarden Euro. Ein modernes Wundmanagement könnte diese Kosten um bis zu 50 Prozent reduzieren und darüber hinaus die Lebensqualität für die Betroffenen verbessern. Mit einer einfachen Überwachung des Heilungsprozesses durch den Patienten selbst lassen sich auch Anzahl und Dauer von Krankenhausaufenthalten und damit weitere Kosten senken. In-vitro-Modelle, die Erkrankungen simulieren, könnten die Kosten der Parallelentwicklungen von verschiedenen Materialien und Wirkstoffkandidaten verringern. Ein weiterer Pluspunkt: Sie bieten eine zuverlässige Alternative zu Tierversuchen.

 

Podcast zum Projekt SkinHeal

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